Freitag, 29. Juli 2016

Worte zum Einlullen V: "Verhöhnen"

Gestern in der Bundespressekonferenz sagte unsere Bundeskanzlerin:

"Dass die zwei Männer, die für die Taten von Ansbach und Würzburg verantwortlich sind, verhöhnt das Land, das sie aufgenommen hat. Es verhöhnt die ehrenamtlichen Helfer, es verhöhnt die Flüchtlinge..."

Verhöhnen. Das Verbum, bei dem ich stutzte. Es führt eine Klage: über schlechte Gäste, die eine Gastfreundschaft nicht schätzen. Die Gastgeberin beklagt sich. Leider vertut man sich schon einmal mit seinen Gästen, die sich schlecht benehmen und einem das Fest verderben. Wir kennen die Klage von tief enttäuschten Eltern, die ihrem Kind vorhalten: wir haben alles für dich getan - und jetzt das .... Die Klage ist verständlich, trifft aber möglicherweise nicht die ganze Wahrheit.

Darf die Bundeskanzlerin klagen? Natürlich. Aber sie mischte gestern einen vertrauten familiären, persönlichen Kontext der Enttäuschung und Hilflosigkeit in die Kontexte ihrer Aussagen. Ist das angemessen? Sicher nicht für den politischen, psychosozialen Kontext des Mords oder wie im Fall von Ansbach und Würzburg des versuchten Mords.     

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen