Dienstag, 11. Oktober 2016

Journalismus-Lektüre XXXXI (Beobachtung der Beobachter): Mann o Meter, Herr Geodäter!

"In welchem Zustand ist dieses Amerika eigentlich?", fragt heute Morgen Klaus-Dieter Frankenberger in seinem Kommentar, der den Titel hat: "Auf dem Tiefpunkt" (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11.10.2016, S. 1, Nr. 237). 


Auf dem Tiefpunkt befinden sich die Vereinigten Staaten von Amerika. Da musst man doch fragen: wie hat er das ausgemessen? Er hat keinen Zollstock, sondern einen Maßstab für gutes Benehmen. Hilary Clinton und Donald Trump haben sich zu Anfang ihres zweiten TV-Austauschs nicht die Hand gegeben. Am Ende der Sendung, was Klaus-Dieter Frankenberger nicht erwähnt, gaben sie sich die Hand.

Was ist der Tiefpunkt? Er sagt dazu: "Es bleibt dabei: Die amerikanischen Wähler haben die Wahl zwischen dem Demagogen Trump und Clinton, der Unbeliebten". Der Tiefpunkt, so verstehe ich ihn, besteht in der Schwierigkeit oder der Unmöglichkeit der Wahl. Das ist aber heutzutage nichts mehr Neues. Ernüchterung und Skepsis sind die schon seit einiger Zeit bestehenden Ratgeber der Wahl. Die ungebrochene Idolisierung einer Politikerin oder eines Politikers ist nicht mehr möglich. Ist das ein Tiefpunkt? Nein. Ein Realismus, das kann man vielleicht sagen, kehrt ein. Politikerinnen und Politiker werden sehr genau geprüft. Ihre Aussagen werden mit dem spitzen Bleistift gelesen. Was soll die  journalistische Empörung über den vermeintlich beklagenswerten Zustand der U.S.A.?  Welche Kandidaten für das Präsidentenamt wie präsentiert werden und sich präsentieren, ist Sache der demokratischen Auseinandersetzung der U.S.A. Unsere demokratische Geschichte ist kurz, die der Vereinigten Staaten lang. Nein, es ist anders. Die demokratischen Auseinandersetzungen werden seit geraumer Zeit in den U.S.A. existenziell geführt.  Man muss sehen, was herauskommt. Eine weit verbreitete Verbitterung meldet sich zu Wort. Wie sie sich in den Kandidaten für das Präsidenten-Amt verdichtet und wie sie repräsentiert wird, muss noch weiter ausgetragen und verstanden worden. Demokratie, mit ihrem riesigen Spektrum an ungleichen Lebensformen bei einem gleichzeitigen, aber immer wieder gebrochenen Versprechen auf ein gutes Leben, ist gelebter Unfrieden. Der Unfrieden, im demokratisch verfassten Rahmen ausgetragen, ist ein Zeichen der Hoffnung.

(Überarbeitung: 12.10.2016)


 

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