Mittwoch, 12. Oktober 2016

Worte zum Einlullen VII: die Forschung sagt ....

... ist häufig eine Nachricht wert. Leider wird dann selten geprüft, was die Forschung wert ist. Heute Morgen lese ich: "Werbung als Wachstumsmotor. Studie zur ökonomischen Bedeutung von Werbung" (Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13.10.2016, S. 19, Nr. 239). Ich war gespannt. Ich hatte das Wort meines Schweizer Freundes im Ohr, der, Marketing-Mann einer großen internationalen Firma, einmal sagte, dass die Werbung vor allem den Werbeleuten nütze. Also - was sagt die Studie: Werbung sei ein "wichtiger Wachstumsmotor für die Volkswirtschaft". Wie wurde das herausgefunden? Sagt die Nachricht nicht. Die Existenz der Studie reicht als Begründung des Befundes. Auftraggeber der Studie sind die führenden Werbeverbände; durchgeführt wurde die Studie vom Deutschen Institut für Wirtschaftsführung. Gab es eine Kollision der Interessen? Da sagt die Nachricht nichts zu. Wohl erfahre ich, dass die Studie gute 70 Seiten umfasst. Keine Prüfung der Hypothesen, der Verfahren. Die Nachricht ist eine Nicht-Nachricht: prüfen kann ich nix.

Drei Seiten weiter folgt der Kommentar von Julia Löhr. Sie zieht den Wert der Studie in Zweifel - ohne die Studie zu prüfen. Denn, so schreibt sie: "Das Problem der Werbebranche ist nicht, dass jemand grundsätzlich ihren Nutzen in Zweifel zieht". Doch, das tue ich, und ich wünsche mir einen
Beleg, der mein Vorurteil korrigiert.  Julia Löhr hat Zweifel, wie die Branche mit den riesigen Budgets umgeht. Mein Vorurteil besteht weiter. Meine Frage: was habe ich davon, diese Art von Nachricht, die dann noch für einen Kommentar taugt (in der Einschätzung der Redaktion), zu lesen und nach Substanziellem zu suchen? Wenig. Sie taugt zu diesem Blog. 

  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen