Freitag, 11. November 2016

Donald Trump II: "We remember you said that!"

Zur Übergabe des Präsidentenamtes an Donald Trump sagte Barack Obama (sinngemäß): das Amt ist größer als die Person. Das ist richtig insofern, als das Amt des U.S.-Präsidenten seine eigene, institutionalisierte Geschichte und Dynamik entfaltet, die von vielen Faktoren bestimmt wird - ein Chef, das kennt man, muss sich einfügen in die Organisation, die ihn abhängig macht in vielen Kontexten und die er zu leiten unternimmt. Kann man die Hoffnung haben, dass das Amt des Präsidenten Donald Trump zu einem Amtsträger zivilisiert? Wahrscheinlich nicht - denke ich mittlerweile (s. meinen Blog vom 31.10.2016). Donald Trump hat versprochen: keine Rücksicht zu nehmen. Politische (institutionalisierte) Bauten werden eingerissen. Man kann erwarten: er wird versuchen, das Amt zu plündern oder zu perviertieren. Also muss er (und seine Stäbe) präzis kontrolliert werden. Er wird, damit muss man rechnen und sich nicht einwickeln lassen, seine Tischmanieren anpassen. Wie früher, als man für den Gang ins Opernhaus die dunkle Kleidung anlegte (schon lange her). Deshalb kommt es darauf an, sich gut zu erinnern an Donald Trumps Handeln auf den Bühnen seiner Wahl-Kampagnen. Er wird sich heraus zu reden versuchen. Er wird zu verwirren versuchen. Aber er kann den institutionalisierten Rahmen nicht verändern: die Repräsentanten des Rahmens werden ihn halten, bremsen oder vom Platz stellen.

"We remember you said that", lautet der präzise Satz des Nachhaltens, den John T. Chance (John Wayne) dem Mann in der Kneipe in Rio Bravo (Regie: Howard W. Hawks; Buch: Leigh Brackett und Jules Furthman; U.S.A. 1959) sagte, der versichert hatte, der flüchtige Mörder hätte sich nicht dort versteckt. Der Mörder wird in der Kneipe gestellt, der Mann mit der Lüge bekommt sein Fett weg.  "We remember you said that" heißt in der journalistischen Begleitung des neuen Präsidenten: ihn zu konfrontieren mit dem Bild seiner Handlungen während des Wahlkampfs - und sich nicht einlullen lassen von den gesitteten Tischmanieren. Pressure on Power nannte David Remnick vom The New Yorker die journalistische Haltung, die die Fakten prüft und die Aufdeckung der Lügen verfolgt. Sie ist die angemessene Perspektive der Skepsis auf die Zivilisierbarkeit des Trägers des Präsidentenamtes.    

Richard Nixon war, wie es Jonathan Schell in seinem Buch The Time of Illusion beschrieben hat, der erste U.S.-Präsident, der das Amt pervertierte, indem er das Polieren der Amts-Fassade intensiv betrieb, während er die Ideale seines Amtes korrumpierte. Er wurde, kurz nachdem er zum zweiten Mal in das Amt des U.S.-Präsidenten gewählt worden war, zum Rücktritt gezwungen. Man kann davon ausgehen, dass jeder Schritt des U.S.-Präsidenten Donald Trump in den U.S.A. genau verfolgt wird.  Pressure on Power heißt auch: das Amt des Präsidenten öffentlich zu verteidigen und zu schützen. Wir werden sehen, wie weit und wie lange der rhetorische Bluff des Wahlkampf-Rabauken trägt. Zur Zeit, so registriert die Washington Post (11.11.2016), schart der President-elect die üblichen Verdächtigen der konservativen Machtelite um sich. We remember you said that.

(Überarbeitung: 14.11.2016)  

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