Donnerstag, 2. März 2017

Zwei Journalismus-Lektüren (Beobachtung der Beobachter) XXXXXIV: Abwarten oder Gegenhalten?

Der U.S.-Präsident sprach am Dienstagabend vor dem Kongress.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentierte dessen Rede (2.3.2017, S. 10). Die Überschrift des Textes verdichtet den Tenor: "Neue Töne". Die Überschrift enthält kein Fragezeichen; der Autor des Textes bleibt in seinen nachfolgenden Sätzen skeptisch.

Amy Davidson überschrieb den Text ihres Blogs im The New Yorker (1.3.2017) mit: "The Shameless Expediency of President Trump's Address to Congress".

Neue Töne gegenüber Schamlosigkeit. Was besagt der Unterschied - wenn wir der Annahme folgen, dass er relevant ist?  Der Autor der FAZ bezieht keine Stellung; er empfiehlt das Abwarten: sollte der Präsident wieder in seinen rüden Ton fallen, sollte er an seine Diensttagsrede erinnert werden. Die Autorin des New Yorker bezieht Stellung und interpretiert den Kontext der Rede; sie empfiehlt: Wachsamkeit gegenüber falschen Tönen - Gegenhalten mit der Position des Gegen-den-Strich-Lesens.

Der Autor der FAZ fantasiert mit der Hoffnung auf eine Art happy ending. Die Autorin des New Yorker schärft die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Die Differenz ist weitreichend; sie hat, vorsichtig gesagt, mit einem unterschiedlichen Zugriff zur Wirklichkeit und mit einem unterschiedlichen Verständnis von Demokratie zu tun. Die Differenz, das ist nun nicht neu, hat mit den unterschiedlichen Haltungen der Ängstlichkeit und der Furchtlosigkeit zu tun - des Weg-Duckens und des Aufstehens. 

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