Freitag, 3. März 2017

Neues von der Heiligen Kuh XXXXXII: sie soll von der Wiese getrieben werden

"Rußmord" titelte heute Morgen Holger Appel seinen Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (3.3.2017, S. 17) zu den Plänen, Pkws mit Diesel-Motoren bei bestimmten Schadstoff-Belastungen die Fahrt in die Großstädte zu versperren. Holger Appel findet diese Maßnahme nicht gerechtfertigt: Kohlendioxid blasen diese Motoren wenig aus ihren Auspuffen - er sagt nicht, wie viel - , Stickoxid schon. Aber mit der richtigen (teuren) Technik könnte auch dieser Schadstoff herausgefiltert werden. Mit den Diesel-Motoren, resümiert Holger Appel, ließen sich die künftigen Schadstoff-Grenzwerte viel besser einhalten, mit den Otto-Motoren nicht.

Ja, woher dann die Aufregung? Ist doch alles o.k.?

Ja, aber warum sind dann die VW-Ingenieure auf den massiven Betrug verfallen - ein paar Mark mehr hätten die Auto-Käufer doch sicherlich bezahlt. Ja, warum? Der Betrug spricht auch eine Sprache: es war offenbar nicht möglich. Die Ingenieure haben's nicht geschafft.

Was nun? Der Tagtraum vom Auto träumt sich aus. Die verfehlte automobile Hochrüstung, von einer planlosen Verkehrspolitik, deren Tagträume durch die Republik irren,  gehegt & gepflegt, kostet ihren Preis. Es wird enorm fantasiert. Deshalb ist die saubere Verbrennung  ein Witz. Irgendwann trauen wir uns zu lachen. Deshalb ist das sparsame Auto ein Witz. Deshalb ist die unbeschränkte Mobilität ein Witz. Das Automobil ist unglaublich teuer. Es trägt weiterhein zur Klimaerwärmung teil, verdreckt unsere Luft und seine Folgekosten (Schäden, Unfälle und Tote) und seine Infrastruktur kosten unglaubliche Summen. Es gibt gut 40 Millionen Fahrzeuge. Wenn jetzt die Dieselautos nicht mehr in die Städte können, wo bleiben sie dann? Auf riesigen Parkplätzen außerhalb der Stadtgrenzen? Wer baut die Parkplätze? Wer bezahlt deren Baukosten? etc. Die Logik der Industrie ist schlicht: weiterhin mehr Autos auf die Straßen - mit elektrischem Antrieb, Computer-gesteuert und digitalisiert. Wer soll das bezahlen? Ist das Fortschritt? Die Mobilität ist ein korrumpiertes Versprechen. Sie ist buchstäblich zu teuer - sie zerstört unsere Welt. Der Abschied von der fröhlichen Mobilität Hierhin & Dorthin steht uns bevor. Die Globalisierung ist ein ähnlich korrumpiertes Versprechen und setzt die zerstörerische Beweglichkeit voraus. Der Abschied steht uns auch bevor. Die einfachsten Mittel, die den Wahn des Mobilitäts-Wachstums bremsen und die Zerstörung mildern,  sind - noch einmal gesagt: großzügige, massive Investitionen in den öffentlichen Verkehr; (möglichst) wenig individuelles Autofahren, laaangsames Autofahren (dann wird weniger rausgepustet und wir sind weniger gestresst). Das Auto ist nicht mehr das Vehikel des Fortschritts - in die Richtung eines vernünftigen Lebens. Der massive Betrug spricht seine Wahrheit aus.

(Überarbeitung: 6.3.2017)

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