Donnerstag, 16. November 2017

Überraschung am Morgen - anderthalb Jahre später

Am 3.5.2016 veröffentlichte Wolfgang Streeck im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung seinen Text "Merkels neue Kleider" (s. meinen Blog vom  3.5.2016 "Überraschung am Morgen"). Das war, verglichen mit dem betulichen öffentlichen Umgang mit der Politik der Merkel-Regierung, ein Paukenschlag. Er hallte nicht richtig nach - finde ich. Jetzt, heute Morgen (am 16.11.2017), wieder im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (S. 11): Wolfgang Streeck mit seinem Text "Merkel. Ein Rückblick" mit den Zwischentiteln: ""Polarisierung", "Die Monarchin", "Peripetie", "Das Ende".

Ob wir das Ende erwarten können, ist fraglich. Nach der Wahl des U.S.-Präsidenten, dem britischen Referendum und unserer Bundestagswahl bin ich skeptisch bei Prognosen, in denen Wunschdenken und Realitätssinn sich vermischen (können).  Wolfgang Streeck erwartet das Ende in zwei Jahren. Seine Vermutung: "Allmählich erwachen die deutsche Politik und ihre Öffentlichkeit aus ihrer postdemokratischen Narkose". Die Metapher Narkose hat meine Sympathie - ist aber ungenau: zur Narkose gehört der Anästhesist. Wer ist das? Wer kontrolliert die Narkose? Doch wohl unsere Öffentlichkeit. Damit sind wir bei komplexen psychosozialen Prozessen.

Die Frage bleibt: wie kommt die Lähmung unserer Öffentlichkeit zustande? Die Antwort ist schwierig. Sie müsste gründlich erforscht werden - nicht mit Meinungsbefragungen, die nach dem Prinzip der Einschaltquoten funktionieren. Aber wer will das wissen? Vielleicht  - hopefully -  formiert sich ein Klärungswunsch der Substanz der politischen Konzeptionen unserer Akteure und unserer Lebensverhältnisse.  

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